Presse
Die Natur, das sind auch wir Menschen selbst
Drei Stockwerke Buntes
Jahresausstellung der Künstlergruppe „Die Burg“ eröffnet/ Neue Mitglieder als erfreulicher Zuwachs
Mit dem Titel „Bildstörung“ präsentiert sich die Künstlergruppe „Die Burg“ in diesem Herbst im Liebenweinturm nahe dem Eingang zur Burg.
Für den 2. Vorsitzenden Gunter Junghans bedeutet dieses Thema, dass ihn die anhaltende Pandemie in seiner künstlerischen Arbeit stört, daher hat er den Titel gleich zweimal für seine beiden Bilder in Acryl auf Papier direkt übernommen: „Ich habe bei allen Bildern Störungen dabei, weil bei der Entstehung im Malvorgang immer unerwartete Veränderungen, im Vergleich zur ursprünglichen Idee.“
Vorstandsmitglied Manfred Baumgartner sieht die Thematik sehr vielschichtig aus, da zum einen Bilder stören können, indem sie etwa eingefahrene Lebenseinstellungen ins Wanken bringen. Zum anderen können natürlich Bilder gestört werden, wenn unerwartete Dinge in das Bild hineinbrechen. Das Bild der schönen Natur wird zum Beispiel durch Plastikmüll verunstaltet.
Isa Jungblut wiederum verbindet mit dem Gruppenthema „Bildstörung“ zunächst ihre beiden ausgestellten Glasbilder, denn diese könne man von zwei Seiten betrachten, einerseits als pure Malerei und andererseits aus dem Blickwinkel der von Sand weicher gestrahlten Glasschicht, durch welche die beiden Porträts noch einmal anders erscheinen lässt. Ihre 2020 gemalte heilige „Corona“ bezieht die Themenstellung mit ein, da sie sich gerade am Anfang der Corona-Pandemie sehr gestört durch die Umstände fühlte. Aus ihrer Ausbildung als Gemälderestauratorin heraus hat sie gelernt, wie Ikonen gestaltet werden und für das Werk sogar das Eitempera auf Kreidegrund und Holz selbst hergestellt. Zusätzlich zeigt ihr großes Bild „Floral“ morbide Pflanzen, denn in ihrer an den Barock anklingenden Perspektive braucht die Natur den Menschen für ihr Überleben nicht, umgekehrt schon.
Als mögliche Aufgabe für eine höhere Schulklasse würde Burgmitglied Wolfgang Brunner das gewählte Motto der Ausstellung sehen, er beschäftigt sich mit der Störung des Rezeptionsvorgangs, indem er „den Sehvorgang ad absurdum führt“ mit 900 kleinsten Bildern als „Mosaik“ auf einer auf einem quadratischen Fläche von 1,5m auf 1,5m.
Mit einem großen Bild von der „Zerstörung“ zeigt Gernot Sorgner auf Holz die Störung als Anfang von etwas Neuem, zum Beispiel einer neuen Idee. Kleinste Farbsprengsel setzen sich neu zusammen und bilden andere Formen. Das Bild „Blickunterbrechung 'Fenster der kommenden Freude'“ spielt insbesondere mit der Frage, wie in der heutigen Zeit der Blick in die Zukunft von Angst besetzt ist, etwa um die durch den Klimawandel vernichtete Landschaft, wie ein drittes Bild des Künstlers nahe legt. Dadurch kann jeweils eine ganz eigene Befindlichkeit entstehen.
Ein besonderes Erlebnis verbindet Irene Ober mit ihrem Bild „Fliege“, das zuerst nur als Vorstellung die störende Anwesenheit einer Fliege aufgreifen wollte. Nachdem genau während dem Schaffensprozess ein solches direkt neben der Künstlerin Platz nahm, hat Irene Ober dies zum Anlass genommen, keine Fliegen mehr zu töten.
Elke Vornehm wiederum widmet ihre Collage „Aufgeblüht“ der Vorstellung einer Maske, die mit Blüten und Gras zeigt, wie man besser, vielleicht normal atmen kann, auch als Befreiung von den langen Monaten des beinahe abgeschnittenen Wirkens im Kunsthaus an der Neuen Brücke.
Unbedingt erwähnenswert ist, dass ganz neu in diesem Jahr mit Sophia Niedermeier, Marion Hensel und Franziska Krumbachner drei junge Neumitglieder der Künstlergruppe ebenfalls ihre Kunstwerke präsentieren und dabei die Vielfältigkeit der „Burg“ bereits übernommen haben. Damit kann die traditionsreiche Gruppe mit erwartungsvoller Freude in das Jahr 2022 vorausblicken, in welchem das 75-jährige Bestehen gefeiert wird. Die Ausstellung ist noch bis zum 5.12.21 zu sehen.
Presseecho zur Ausstellung von Silvia Menzel
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